Viele von Euch werden sich sicherlich fragen - Was soll
das!?
- ist HOFUKU SOCHI ein neues Trendgericht der japanischen Küche? Ist DENSHI eine neue
Droge der Yakuza-Mafia, die für das neue Jahrtausend mit einer neuen psychoaktiven Substanz die
Herrschaft über den vereinten europäischen Markt übernehmen will?
Nichts dergleichen! Um Euch eine mühsame Suche im japanischen Wörterbuch zu ersparen:
HOFUKU SOCHI steht für "massive Vergeltungsmassnahme" und ist schlicht ein für sich schwer zu
merkender Name für einen kreativen Zusammenschluss zweier Freaks, die es sich unbedingt in den
Kopf gesetzt haben, ihre musikalischen Phantasien konkreter zum Ausdruck zu bringen, als nur
nächtelang bekifft diverse Sessions auf Kassette mitzuschneiden.
Im Frühling 98 zogen sich HOFUKU SOCHI, d.h. die Herren Seismo Kondo (Krüger) und Stachy
Stachowiak (Gondesen) in ein Landhaus nahe der norddeutschen Hafenstadt Flensburg zurück, um
dort von der Hektik und Betriebssamkeit der Grossstadt abgenabelt, ihre Masterbänder mit Musik
und ihre Blutbahnen mit Marijuana zu füllen, tüftelnd und Töne schmiedend und sich auf die Ruhe
und Langsamkeit des ländlichen Lebens konzentrierend, den Tag Nacht und die Nacht Tag werden zu
lassen.
Stachy Stachowiak, sonst Schlagzeuger einer gewissen Band namens FISCHMOB und Seismo Kondo,
seines Zeichens Veteran diverser Flensburger Underground-Projekte, füllten also ihre Koffer mit
1 A Ideen und musikalischem Können und packten obenauf noch zwei akustische Instrumente, die das
Herz eines jeden Trip-Hoppers höher schlagen lassen: Kontrabass und Vibraphon. Darüber vergassen
sie - man munkelt bereits, das sei Absicht gewesen - sämtliches Midi-Equipment, ohne den der
normale Elektromusiker ja eigentlich gar nicht kann. Gerade aber der unfreiwillige Verzicht auf
diese Zauberverkabelung liess DENSHI entstehen: Eine feinziselierte Annäherung zwischen Hier und
Dort, zwischen Laut und Leise, Elektronik und Handgemachtem. Schnell zeigte sich, dass hier der
Mensch die Maschine bedient, sie spielt, wie jedes andere Instrument auch und sich darauf
ausdrücken kann. Die synthetischen wie die akustischen "Spielereien" wurden jeweils live auf ein
8 Spur-Tonbandgerät eingespielt, ohne Sequenzer, ohne Computer-Hilfe.
Diese Wendung weg vom Sicheren, Einfachen und dadurch oft in der Technik Erstarrten verleiht
HOFUKU SOCHI eine Leichtigkeit im Fluss, eine tanzbare Entspannung oder eine entspannte
Tanzbarkeit, die Wiederentdeckung der Langsamkeit.
DENSHI ist eine Platte, die keine Massstäbe für das nächste Jahrtausend setzt, sondern ganz
einfach über diese hinwegsieht, um das, was ist, zu verbinden mit dem, was war, um das, was sein
könnte, locker lächelnd an die Hand zu nehmen und zu einem guten Joint einzuladen. Und das ist
gut so.